Am Donnerstag, dem 23.01.2025 fand das 10. Treffen des Netzwerks „Nachhaltigkeit in der Wirtschaft“, dem unser Fachpromotor für Wirtschaft & Entwicklung, Christopher Isensee, im Kernteam angehört, statt. Mehr als 30 Teilnehmer:innen fanden sich unter dem Motto „Nachhaltigkeit durch Digitalisierung“ im Diakoniewerk Halle ein.
Die Veranstaltung offenbarte die Vorteile des vielfältigen Selbstverständnisses des Netzwerks. Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft kamen zusammen, um anhand der nur auf den ersten Blick antagonistischen Widersprüche von Digitalisierung und Nachhaltigkeit darüber ins Gespräch zu kommen, wie gerade die intelligente Nutzung digitaler Technologien entscheidend dazu beitragen kann, eine nachhaltigere Welt zu gestalten.
Aus entwicklungspolitischer Sicht besonders hervorzuheben waren hierbei die Ausführungen im Vortrag von Anja Höfner vom Konzeptwerk Neue Ökonomie:
Die Referent:in erläuterte zum einen, dass die Herstellung digitaler Geräte oftmals hohe soziale und ökologische Kosten verursacht. Benötigte Mineralien wie Zinn, Tantal und Wolfram, aber auch Coltan, Gold und seltene Erden werden oftmals In Ländern abgebaut, in denen es keine oder nur unzureichende Umwelt- und Arbeitsschutzstandards gibt. Außerdem werden die genannten Mineralien bisweilen als Konfliktrohstoffe bezeichnet, weil bewaffnete Gruppen, etwa in der Demokratischen Republik Kongo, die Einnahmen aus den Bergwerken für ihr gewaltsames Tun missbrauchen – leider ein hochaktuelles Thema. Ferner verschlingt der Betrieb energieintensiver KI-Systeme große Mengen an Strom und Wasser. Darüber hinaus ist das Müll-Problem (Stichwort Elektroschrott) sowie die digitale Spaltung (eng. Digital Divide) aus entwicklungspolitischer Sicht problematisch. Der Begriff Digitale Divide beschreibt die Unterschiede im Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnologie zwischen Volkswirtschaften bzw. verschiedenen Bevölkerungsgruppen vorwiegend aufgrund sozioökonomischer Ungleichheiten.
Zum anderen erläuterte Anja Höfner die Problematik des sogenannten Rebound-Effekts. Es ist recht offensichtlich, dass Digitalisierung zu einer Steigerung der Effizienz, also zu gesteigerter Produktivität der verwendeten Ressourcen, führt. Bedenkenswert ist hierbei allerdings, dass die dadurch erreichten Einsparungen durch eine Veränderung, etwa gesteigerten Konsum, ausgeglichen werden. Ähnlich verhält es sich bei Konsistenzstrategien, die die Verwendung sozial beziehungsweise ökologisch verträglicher Technologie, etwa erneuerbarer Energien, vorschlägt.
Die Referent:in forderte daher ein Umdenken hin zu digitaler Suffizienz. Der grob mit Genügsamkeit übersetzbare Begriff zielt hingegen auf Strategien ab, die die Reduktion des Produktions- und Konsumniveaus durch die Verhaltensveränderungen anstrebt. Ressourcenverbrauch soll etwa durch eine Verringerung der Nachfrage gelingen. Mit Blick auf digitale Technologien geht es hier also darum, diese bewusst und gemeinwohlorientiert zu nutzen. Das kann durch die Nutzung modularisierter Hard- und Softwarekomponenten oder sparsamen Datenverbrauch geschehen. Anja Höfner führte das lebensnahe Beispiel an, wonach die Mitarbeiter:innen beim Konzeptwerk Neue Ökonomie einen Laptop zur Verfügung gestellt bekommen, der, natürlich getrennt in unterschiedliche Konten, sowohl für dienstliche als auch private Zwecke verwenden wird, um zu verhindern, dass die Person unnötigerweise zwei Geräte besitzt.
Diese spannenden Ausführen wiesen darauf hin, dass zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen auch das Engagement jeder einzelnen Person hilfreich und notwendig ist.
Weitere Vorträge des Netzwerktreffens, das eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass Nachhaltigkeit durchaus mit Digitalisierung – wenn sie verantwortungsbewusst gestaltet ist – im Einklang stehen, widmeten sich den Themen “Künstliche Intelligenz – Vom Hype zur sicheren Anwendung in der Praxis”, “Der digitale Weg zur Nachhaltigkeit – Praktische IoT-Lösungen für mittelständische Unternehmen” und “eid-Roadshow – Jetzt lerne ich Online-Ausweisen“. Einen ausführlichen Veranstaltungsbericht unserer geschätzten Kolleg:in Anke Scholz, die für die ENSA-Mitgliedsorganisation mohio e. V. ebenfalls Mitglied des Kernteams ist, wird in Kürze auf der Netzwerk-Homepage zu lesen sein.