Beim Parlamentarischen Dialog 2025 kamen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft am 9. Oktober im Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen zusammen, um über die Zukunft der Entwicklungszusammenarbeit zu diskutieren. Unter dem Motto „Neue Realitäten, bleibende Verantwortung“ standen die Herausforderungen einer sich wandelnden Welt ebenso im Fokus wie die Frage, wie globale Verantwortung vor Ort konkret gestaltet werden kann. Organisiert wurde die Veranstaltung vom EINE WELT Netzwerk Sachsen-Anhalt e.V..
In den Grußworten betonten Wulf Gallert, Vizepräsident des Landtages von Sachsen-Anhalt, und Andrea Rutzen, Vorstandsmitglied des EINE WELT Netzwerkes Sachsen-Anhalt, die Bedeutung entwicklungspolitischer Bildungs- und Netzwerkarbeit angesichts gesellschaftlicher Polarisierung, internationaler Konflikte und zunehmender ökologischer Krisen. „Wir beobachten, dass eine Debatte, die mit dem Slogan America first begonnen hat, inzwischen auch bei uns in nationalen Kontexten aufgegriffen wird. Die vermeintlichen Interessen der eigenen Nation werden dabei über die der anderen gestellt, um einen kurzfristigen Vorteil zu erzielen. Doch dieser Weg verschärft die globalen Probleme, statt Lösungen zu bieten. Diese Erkenntnis gerät in der gesellschaftlichen Debatte zunehmend in den Hintergrund“, erklärte Wulf Gallert und hob die Wichtigkeit von Bildungsarbeit hervor, die vermittelt, welche globalen Konsequenzen unser Handeln hat.
Im Mittelpunkt des Abends standen vier thematische Schwerpunkte, die anhand konkreter Praxisbeispiele aus Sachsen-Anhalt verdeutlichten, wie vielfältig entwicklungspolitisches Engagement im Land wirkt.
Ein Schwerpunkt widmete sich der Frage, wie demokratische Strukturen und ehrenamtliches Engagement angesichts gesellschaftlicher Polarisierung gestärkt werden können. Vorgestellt wurden unter anderem die Gartenzaungespräche des Regionalpromotors Ost, die im persönlichen Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern demokratische Werte und globale Verantwortung thematisieren, sowie die Einkaufsführer, die den Konsumansatz bio-regional-fair in den Mittelpunkt rücken. Auch die Weltläden aus Halle (Saale) und Magdeburg präsentierten ihre Arbeit und zeigten, wie sie durch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit gesellschaftliches Engagement fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt befasste sich mit der Ausweitung von Kriegen und Konflikten und deren Auswirkungen auf Friedensarbeit und entwicklungspolitische Bildung. Hier wurde unter anderem die multimediale Ausstellung Gesichter des Friedens des Vereins Pro Peace vorgestellt, die Menschen porträtiert, die sich weltweit für Frieden einsetzen.
Auch der Klimawandel und der Anstieg wetterbedingter Extremereignisse standen im Fokus. Das Projekt Globale Verantwortung lokal gestalten: Fairer Handel und Landwirtschaft im Dialog zeigte, wie faire Lieferketten und nachhaltige Produktionsweisen lokale und globale Verantwortung miteinander verbinden. Die Regionalstelle Globales Lernen des Friedenskreis Halle e.V. stellte Bildungsansätze vor, die Klimagerechtigkeit in Schulen und Gemeinden thematisieren.
Schließlich wurde auch die unzureichende Einbindung des Globalen Südens in entwicklungspolitische Prozesse diskutiert. Vorgestellt wurden der Fachtag Arbeitsmigration der Regionalpromotorin West sowie die Qualifizierungsreihe für Bildungsreferent:innen von Misereor, Bildung trifft Entwicklung (BtE), dem Eine Welt Netzwerk Thüringen (EWNT) und den Entwicklungspolitischen Bildungstagen in Sachsen-Anhalt (SAeBIT), bei der einige Referent:innen aus dem Globalen Süden teilnehmen. Das Projekt Netzwerk Globales Lernen im Museum des Magletan Eine Welt e.V. präsentierte zudem innovative Wege, wie kulturelle Bildung globale Perspektiven sichtbar machen kann. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass echte Partnerschaften auf Augenhöhe und die aktive Beteiligung von Akteurinnen und Akteuren aus dem Globalen Süden entscheidend sind, um Entwicklungszusammenarbeit gerechter und zukunftsfähiger zu gestalten.
Der offene Austausch zwischen Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung verdeutlichte, wie wichtig gemeinsame Strategien und verlässliche Strukturen für entwicklungspolitisches Engagement sind. Am Ende des Abends stand die gemeinsame Erkenntnis: Entwicklungszusammenarbeit befindet sich im Wandel, doch die Verantwortung bleibt. Sie erfordert Offenheit, Dialogbereitschaft und den festen Willen, zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beizutragen.