Reclaim the Game! Das ENSA im Gespräch mit in Katar tätigen Arbeiter:innen

Am Montag, 19.09.2022, waren Vertreter:innen des ENSA in den Landtag von Sachsen-Anhalt eingeladen worden, um an einer besonderen Gesprächsrunde teilzuhaben. Thema waren die prekären, ja skandalösen Arbeits- und Lebensbedingungen der zumeist migrantischen Arbeitskräfte in Katar, die unter anderem auf den Baustellen für die Herren-Fußball-Weltmeisterschaft in diesem Winter zu finden sind.

Die von der Fraktion DIE LINKE eingeladenen Gäste aus Nepal und Kenia berichteten von ihren schockierenden Arbeits-Erfahrungen in Katar und von ihren Kämpfen, um die dortigen Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Schätzungen zufolge sind auf den Baustellen der Fußball-WM bisher mindestens 6500 Menschen ums Leben gekommen. Jene, die diesem Schicksal entgehen, leben oftmals in sklavenähnlichen Verhältnissen. Den Arbeiter:innen, die zu 80% einen Migrationshintergrund haben, werden die Pässe abgenommen und sie werden nur so lange im Land geduldet, wie es die Willkür des Arbeitgebers zulässt. Wir hörten von ausbeuterischen Vermittlungsagenturen, ausbleibenden bzw. verringerten Lohnzahlungen, unhygienischen Wohnbedingungen und lebensgefährlichen Arbeitseinsätzen.

Obwohl inzwischen einige Arbeitsgesetze in Katar reformiert wurden, was die formale Abschaffung des Kafala-Systems einschließt, wird die Umsetzung kaum kontrolliert, werden Verstöße nicht sanktioniert. Die Abwesenheit einer vitalen Zivilgesellschaft führt zudem dazu, dass nur wenig Druck besteht, die bestehenden Vorschriften einzuhalten. Darunter leiden zahlreiche Menschen aus den zumeist südasiatischen oder afrikanischen Entsendestaaten. Diese Länder sind oftmals auf die Devisen der Arbeiter:innen angewiesen. So machen Geldeingänge aus dem Ausland mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts im Nepal aus.

Organisationen wie die GEFONT (Generale Federation of Nepalese Trade Unions) oder Migrant Defenders in Kenia setzen sich für eine Verbesserung der menschenunwürdigen Verhältnisse ein. Dieser Kampf erfährt momentan angesichts des nahenden Großereignisses erhöhte Aufmerksamkeit. Es stellt sich aber die Frage, was nach der Fußball-WM passieren wird?

Unter dem Titel „Reclaim the game. WM22 Katar: Foulspiel mit System – Ein (weiteres) Großevent zwischen Kommerz, Korruption und Menschenrechtsverletzungen?” fand am gleichen Abend in der Stadtbibliothek Magdeburg eine von der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierte öffentliche Diskussionsveranstaltung zu dem Thema statt, der rund 60 interessierte Bürger:innen beiwohnten. Die Veranstaltung ist Teil einer Speakers Tour mit insgesamt zehn Stationen.

Quellen und weitere Informationen sind hier zu finden: https://www.rosalux.de/fairplay